Vinska Fontana Kapela: ein Brunnen für Weinliebhaber

Weinberge, so weit das Auge reicht. Der Platz für die neueste Wein-Attraktion Sloweniens – die Vinska Fontana Kapela mit zugehöriger Panoramaterrasse – könnte nicht schöner gewählt sein. Wer aus Richtung Österreich anreist, die Staatsgrenze ist nur knapp zehn Kilometer entfernt, den überrascht dies kaum. Schließlich teilt sich das Gebiet auf beiden Seiten nicht nur den gleichen Namen, sondern auch eine lange Weintradition. In Österreich heißt die Region Steiermark und in Slowenien Štajerska.

Vinska Fontana Kapela 
Gleich mehrere Weinregionen gibt es im Umland von Ptuj, der ältesten Stadt Sloweniens ©STO/Sara Mikac

Ich dagegen war aus Ptuj, gute 35 Kilometer südwestlich gelegen, angereist. weil ich in der ältesten Stadt Sloweniens gerade zu tun hatte. So platt sich die Umgebung von Ptuj in der pannonischen Tiefebene zeigt, ist es kaum vorstellbar, dass sich in allen Himmelsrichtungen nur einen Katzensprung entfernt gleich mehrere attraktive slowenische Weinregionen wie Perlen an einer Schnur aneinanderreihen.

Fahrt in die Prlekija, im Nordosten Sloweniens

Mich zieht es konkret in die mit Namen Radgona-Kapela, die von vielen Österreichern nach wie vor Oberradkersburg genannt wird. Sie gehört zur Prlekija, der Region im äußersten Nordosten, die von den Flüssen Drava (Drau) und Mura (Mur) eingerahmt ist. Geprägt wird die Prlekija aber nicht nur von diesen fließenden Gewässern, sondern von mehreren Thermalquellen und passenden Kurorten sowie den Klapotetzen.

Vinska Fontana Kapela 
Der Klapotetz ist eine handgemachte Vogelscheuche, der während der Weinlese die Vögel verscheuchen soll ©Pixabay

Dabei handelt es sich um eine handgemachte Vogelscheuche in Form eines Windrads mit Welle und Schlägeln, die in Zeiten kurz vor der Lese, also wenn die reifen Trauben geerntet werden, durch ihr rhythmisches Geklapper Vögel von den Weinstöcken fern halten sollen. Überlieferte Darstellungen eines solchen Klapotetz gibt es schon seit dem 18. Jahrhundert. Auch dies verdeutlich, dass die Bewohner dieser Region sich schon seit langer Zeit der Weinproduktion widmen.

Viele Kleinwinzer mit nur winzigen Flächen

Das dies über die Staatsgrenze hinweg nur recht wenigen Menschen geläufig sein dürfte, liegt daran, dass die Trauben von vielen Kleinwinzern mit nur winzigen Flächen gehegt und gepflegt werden – und keineswegs an mangelnder Qualität. Die einzelnen Betriebe, stets im Besitz einer einzigen Familie, erzeugen einfach zu wenig, um auch außerhalb Sloweniens Anerkennung zu finden. Daneben kennen sich die Winzer zwar bestens in ihrem Metier aus, vernachlässigten bis dato aber häufig Vertrieb und Marketing.

Vinska Fontana Kapela
Am 20. Juni 2021 eröffnete Katja Ilijevec die Vinska Fontana Kapela, den neuesten Weinbrunnen in Slowenien ©Vinska Fontana Kapela 

Dies ändert sich allmählich. Die nachfolgende Generation ist mittlerweile bestens ausgebildet, gut vernetzt und bereit sich dem Konkurrenzkampf des Weinmarkts zu stellen. Bestes Beispiel dafür Katja Ilijevec. Als Spross der Winzerfamilie Klobasa ist sie in der Prlekija aufgewachsen und hat das Thema Weinanbau und -produktion sprichwörtlich mit der Muttermilch aufgesogen. Nach erfolgreich abgeschlossenen Studium hat die derzeit noch amtierende Weinkönigin von Radgona-Kapela im Mai dieses Jahres ihren Denis geheiratet und nur wenige Tage später – am 20. Juni 2021 – die Vinska Fontana Kapela eröffnet.

Vinska Fontana Kapela in der Gemeinde Radenci

Wörtlich übersetzt heißt Vinska Fontana Weinbrunnen. In Slowenien gibt es mittlerweile mehrere. Die neueste befindet sich auf dem Hügel Kapelski Vrh, direkt gegenüber der Kirche Sv. Maria Magdalena, in der Gemeinde Radenci, der auch das von Katja gepachtete Gebäude gehört. Initiiert wurde die touristische Attraktion von Bürgermeister Roman Leljak, der das operative Geschäft aber in die erfahrenen Hände der noch jungen Katja gelegt hat.

Vinska Fontana Kapela 
Die Autorin Snežana Šimičić (links im Bild) probiert den Wein natürlich auch ©Dejan Šimičić

Im Gespräch mit dem Alpenportal erklärt sie die Absicht dahinter: „Hier in der Fontana möchten wir nicht nur den Einheimischen, sondern natürlich auch auswärtigen Gästen die Möglichkeit geben, sich mit den Erzeugnissen der Winzer aus unserer Region auseinanderzusetzen. Bei uns ist es möglich, gleich mehrere Weine zu verkosten, ohne die einzelnen Winzer vor Ort besuchen zu müssen.“ Kurz stutzt sie und fügt lächelnd hinzu: „Dies ist natürlich nur eine Option. Natürlich freuen sich die Weinbauern auch auf Besucher. Die ersten Ausflüge dorthin haben wir bereits organisiert. Weitere werden im Laufe der Zeit dann auch regelmäßig folgen.“

In dieser slowenischen Region dominieren die Weißweine

Welche Weine gibt es denn hier? „Im hiesigen Weingebiet dominieren die Weißweine, weiß Katja. „Besonders möchte ich den säurearmen Traminer hervorheben, denn für den sind wir bekannt. Es handelt sich um eine sehr alte Rebsorte, der in unseren Lagen die besten Voraussetzungen findet. Außerdem gedeihen hier Chardonnay, Gelber Muskateller oder Rheinriesling ganz hervorragend. Ein paar Rote produzieren wir aber auch, vor allem Blaufränkisch und Zweigelt.“

Vinska Fontana Kapela 
Am hochmodernen Weinbrunnen zapft der Gast selbst, nachdem er ein Weinglas gekauft hat und einen Bon mit einem QR-Code erhalten hat ©Vinska Fontana Kapela

Als ich Katja frage, welchen Wein sie persönlich mir zum Start der Verkostung empfehlen würde, springt sie auf, holt eine Flasche und erzählt mir stolz die Hintergründe ihres Inhalts: „Ganz außergewöhnlich ist der Ranina, den Weinkenner vielleicht unter der Synonymbezeichnung Bouvier kennen. Es handelt sich um eine autochthone slowenische Sorte, die beinahe nur in unserer Gegend wächst. Der Namensgeber Clotar Bouvier hat sie etwa um das Jahr 1900 in unseren Weinbergen entdeckt. Lediglich in Österreich, vor allem Burgenland, wird er vereinzelt noch angebaut.“

In der Vinska Fontana Kapela kauft man ein Glas und probiert dann die Weine

Und wie funktioniert die Verkostung in der Vinska Fontana Kapela konkret? Katja gibt mir ein Weinglas und führt mich zum Weinbrunnen. Der entpuppt sich als anders als erwartet, denn er sprudelt nicht. Bei dieser Version handelt es sich um ein hochmodernes technisches Gerät, das an einer Hauswand installiert ist. „Das Prinzip ist ganz einfach“, erklärt sie.

„Zum Preis von acht Euro kauft man hier ein Weinglas und erhält zusätzlich einen Bon, der mit einem QR-Code versehen ist. Diesen hält man an einen der Scanner, die sich an den jeweiligen Weinen befindet – und schon fließt die flüssige Köstlichkeit heraus. Insgesamt können sechs Mal 0,5 dl probiert werden. Zurzeit zur Auswahl stehen trockene und halbtrockene Weißweine und ein Roter. Wer mehr möchte, erwirbt noch ein Glas – oder kauft die Weine direkt flaschenweise, zum Beispiel, um sie mit nach Hause zu nehmen.“

Vinska Fontana Kapela 
Vorne auf dem Brett ist die Prleška Tünka – das Kübelfleisch – zu erkennen ©Vinska Fontana Kapela 

Katja entschuldigt sich kurz und sagt, dass sie in ein paar Minuten zurück sei. Ich nutze die Zeit, indem ich mit dem Glas in der Hand auf der Terrasse flaniere und dabei den malerischen Sonnenuntergang genieße. Plötzlich steht sie wieder vor mir und bittet mich zurück an den Tisch: „Bei uns gibt es folgende Redensart: Das Essen ist für den Magen, der Wein für die Seele. Ein guter Tropfen sollte daher immer von guter Hausmannskost begleitet werden.“

Prleška Tünka – Kübelfleisch – ist die hausgemachte Spezialität

Auf dem Teller präsentiert sich mir neben Tomaten, Gürkchen und Schmalz die örtliche Köstlichkeit, die laut Katja Prleška Tünka heißt. Sie erklärt die Herstellung: „Die besten Stücke vom Schwein werden dafür zunächst mit Salz und Gewürzen eingerieben und danach für zwei bis drei Wochen luftdicht verschlossen. Im Anschluss wandert das Fleisch in den Ofen, wird mit feinem Hack aus Schweinespeck umschichtet, und luftdicht verschlossen in einen Kübel gepackt. Dort muss es abermals mindestens drei Wochen ruhen.“ Erst dann darf es sich Kübelfleisch, wie die deutsche Übersetzung von Tünka lautet, nennen. Begeistert greife ich zu. Köstlich!

Vinska Fontana Kapela 
Phantasievolle Wein-Cocktails gehören auch zum Angebot ©Vinska Fontana Kapela 

Im Anschluss gönne ich mir – illustre Wein-Connaisseurs mögen mir verzeihen – einen der angebotenen Cocktails auf Weinbasis, wie von Katja empfohlen. Sie selbst hat bei diesem Thema keinerlei Berührungsängste, wie sie mir verrät: „Natürlich weiß ich einen wirklich guten Tropfen zu schätzen. Aber meiner Meinung nach spricht nichts dagegen, auch moderne Varianten, eben in Form von Cocktails zu offerieren. Es gibt schließlich genügend Menschen, vor allem Jüngere, die sich an puren Wein erst herantasten möchten. Und außerdem gibt es hier natürlich auch Kaffee, diverse Säfte, Softdrinks und Wasser. Der Alkohol soll schließlich bewusst und Maßen genossen werden.“


Info & Kontakt

Vinska Fontana Kapela
Kapelski Vrh 91
9252 Radenci
Slowenien
Tel: +386 51 328 611
GPS 46.620184, 16.035368

An der Website wird zurzeit noch gearbeitet. Schon realisiert wurde der Auftritt auf Facebook und Instagram. Ein regelmäßiger Blick hinein lohnt sich, da in der Vinska Fontana Kapela regelmäßig wechselnde Veranstaltungen (Winzerführungen, Konzerte u.v.m) angeboten werden.

Hier geht es zum offiziellen Video der Vinska Fontana Kapela.

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